Latium: Omina Romana – ein hidden champion?

Man kann nicht Alles wissen. Mit diesem Bewusstsein hilft nur Eines um seinen Horizont zu erweitern: Neugier! Wenn dann aus dieser Neugier eine Überraschung formidablen Ausmaßes erwächst – umso besser!

In der wineBANK Köln durfte ich Heiko Walther kennenlernen. Heiko ist Gebietsrepräsentant für das Weingut ‚Omina Romana‘. Ein Weingut, das aktuell nur ein paar Insider in der Topp-Gastronomie wirklich richtig nachhaltig auf dem Schirm haben. Das Weingut ‚Omina Romana‘ wurde erst in diesem Jahrtausend von der deutschen Familie Börner in der Gegend westlich von Rom gegründet. Nicht aus einer Urlaubslaune heraus, sondern eine Entscheidung mit sehr viel Weitsicht, Akribie und einer gehörigen Portion Unternehmertum. Wer Weine von Weltniveau vermarkten möchte, der braucht mehr als nur einen guten Önologen. Der braucht auch Leute wie Heiko, die nimmermüde diese Weine stilgerecht präsentieren. Die genau wissen, dass sie hier kein ‚one hit wonder‘ in der Kartonage haben, sondern eher den ‚hidden champion‘, das (noch) verkannte Genie.
Wir reden auch nicht über günstige Weine. Anton Börner hat nicht ein Leben lang im Familienbetrieb geschuftet um den dreihundertausendsten Pinot Grigio auf den Markt zu bringen. Das wäre a) wenig genussvoll, b) langweilig und c) strategisch unklug.
Was wäre denn klug? Nun, man kann sich die besten, bekanntesten und teuersten Weine Italiens anschauen und betrachten, warum diese erfolgreich sind. Ein Brunello, ein Barolo – diese Weine leben vom Namen in einer berühmten, historischen Appelation. Dann haben wir da noch die ganzen ‚aia’s: Sassicaia, Ornellaia & Co. Weine, die irgendwann in nicht-historischen Gebieten (Maremma) aus nicht heimischen Rebsorten (Merlot, Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc) wie Phönix aus der Asche gestiegen sind. Weine, die Italien im Mark erschüttert haben, anfangs als Tafelwein deklassiert, die einen unvergleichlichen, kontinuierlich anhaltenden Siegeszug gestartet haben, die Italien weltweit bekannt gemacht haben. Weine, die 100 Punkte in Bewertungen abgeräumt haben, Weine, die Flaschenpreise wie teure Namen in Bordeaux ‚verlangen‘. Beispiel: 2016er ‚Sassicaia‘, 100 Punkte sowohl bei Parker, Decanter wie auch Falstaff. Preis: ca. 350 Euro. Die Flasche.
Was hat dies bitte mit der Familie Börner zu tun? Noch nichts. Aber lassen wir uns darüber in ca. 5 Jahren nochmal unterhalten. Dann, wenn die auf Langfristigkeit ausgelegte Strategie von Anton Börner und Tochter Katharina in den großen Weinführern bekannt geworden ist. Noch werden hier nicht die Traumnoten gezückt, man schaut sich erst mal 3, 4 oder 5 Jahrgänge der Weine an. Halten diese das konstant hohe Niveau? Gibt es das für Italien so bekannte ‚Hin-und-Her‘ in der Weinstilistik, dann, wenn sich nicht sofort der große Erfolg einstellt? Ich bin mir sicher: die Familie Börner sitzt am Pokertisch und weiss genau welches gutes Blatt sie in der Hand hält. Sie werden nicht nervös, sie fahren diese Stilistik unbeeindruckt weiter. Warum sollten sie auch etwas ändern? Ihre Weine stehen den berühmten ‚aia’s aus der Maremma in Nichts nach. Wenn ich alleine ihren ‚kleinen‘ Wein, den ‚Diana Nemorensis‘ 2013 betrachte, könnte ich heulen vor Glück. Ein klassischer Bordeaux Blend aus Merlot/ Cabernet Franc/ Cabernet Sauvignon für 25 Euro! Freunde, das ist ein ‚Sassicaia‘, den Ihr Euch ALLE leisten könnt! Gut, vielleicht nicht so lange lagerfähig, nicht ganz so dicht, aber als 2013er jetzt-hier-und-heute ein perfekter Genuss. ‚Ornellaia‘? Ist 8-mal teurer! Aber die Punkte? Gut, auf die Punkte müsst ihr verzichten – oder ihr wartet noch 3-5 Jahre auf die Bepunktung. Aber ob es dann noch diese Qualität für etwas über 25 Euro gibt. An Anton Börner’s Stelle würde ich jetzt verschmitzt lächeln…

TIPP: ‚Diana Nemorensis‘ Lazio IGT 2013 – Omina Romana (Velletri/ Roma) € 25,90/ 750ml Flasche

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