Galileo… der alte Ketzer

Galileo Galilei (1564-1642) galt als ‚Unversalgelehrter‘. Zunächst studierte er Medizin, war aber zugleich Mathematiker, Tüftler, Philosoph, Astrologe, Physiker und Schriftsteller. Mit seinen Erkenntnissen machte er sich nicht nur Freunde: richtig eng wurde es für ihn, als er um 1610 behauptete ‚die Erde dreht sich um die Sonne‘. Natürlich vollkommener Quatsch und Ketzerei, denn die katholische Kirche wusste es seit Jahrhunderten besser: natürlich dreht sich die Sonne um die Erde! Die Anregung, die Bibel doch bitte an dieser Stelle neu zu justieren, fiel nicht gerade auf fruchtbaren Boden: die Lehre Galileos wurde 1616 verboten. Sämtliche Versuche in eine Diskussion zu treten, schlugen nicht nur fehl – das ‚Imperium‘ schlug zurück. 1633 hatte der Gelehrte die Inquisition an der Backe und musste öffentlich widerrufen. Natürlich kann auch die katholische Kirche einem Irrtum unterliegen – und im Jahre 1992 (also schlappe 359 Jahre später) bestätigte die katholische Kirche, dass der Prozess zu Unrecht erfolgt sei.

Der Professor aus Padua

Galileo Galilei hatte im Jahre 1609 eine Art Fernrohr entwickelt bzw. weiter entwickelt. Hiermit gelang im die Beobachtung des Weltalls. Zu der Zeit hatte er bereits eine Professor für Mathematik in Padua inne. Es ist überliefert, dass er bevorzugt die Euganeischen Hügel (‚Colli Euganei‘) als Standort für seine astronomischen Beobachtungen nutzte. Auf diesen Hügeln und an ihren Hängen wächst heute Wein. Die Geologie ist vulkanischen Ursprungs, das Meer mit der Lagune von Venedig knapp 20 Kilometer Luftlinie entfernt. Interessanterweise werden in den Colli Euganei bei den Roten Sorten fast ausschließlich die sog. ‚internationalen Sorten‘ wie Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc und Merlot kultiviert. Man vermutet, dass dies die ersten wieder verfügbaren Rebsorten nach der verheerenden Reblauskatastrophe waren und somit schon ‚ewig‘ dort stehen.

‚Notte di Galileo‘ Rosso Riserva Colli Euganei DOC 2019

Die Genossenschaft ‚Cantina Colli Euganei‘ gehört zu den renommiertesten Genossenschaften in Italien. 1952 wurde der erste Jahrgang gekeltert, heute kultivieren die Genossen 700 Hektar Rebland. Absolutes Flaggschiff der Kellerei ist der ‚Rosso Riserva‘, der zu 60% aus Merlot und zu 40% aus Cabernet Sauvignon gekeltert wird. Man gönnt dem Wein jede Menge Zeit, je nach Jahrgang reift er 15-18 Monate im französischen Barrique und anschliessend auf der Flasche. Trotz aller Kraft ein wunderbar weicher und eleganter Wein, nie aufdringlich, nie spröde, einfach nur besonders und lecker. Hinzu kommt: er wird in einem der schönsten 6er Kartons ausgeliefert, die ich kenne. Das Auge trinkt hier definitiv mit! Und wer denkt, ‚Riserva‘ und das Design kosten ein Vermögen: der Wein ist mit € 12,50/ Flasche für das Gebotene geradezu spottbillig. Man könnte fast behaupten: Ketzerei!

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