Mit Urgesteinsmehl gegen Wespenfraß und Chlorose?
Als Wein-Fiffi möchte ich gerne ein möglichst ganzheitliches Verständnis der Branche haben. Somit habe ich natürlich einen eigenen Wingert, um Erfolg und Misserfolg (der ist überwiegend…) live und in Farbe zu erleben.
Aktuelles Problem: Wespenfraß plus Chlorose. Und wenn Chlorose, dann auch bald Peronospora…
Fangen wir mal mit der Chlorose an: es ist ein Nährstoffmangel, der durch den Klimawandel und ausbleibende Niederschläge begünstigt wird. In der Regel ist es ein Magnesiummangel. Kennt jeder Jogger oder Radfahrer: dicker Pein in den Oberschenkeln, es braucht Elektrolyte / Salze zur Linderung. Chlorose erkennt man bei Pflanzen recht einfach: das Chlorophyll als grüner Bestandteil des Blattes verbleicht, das Blatt wird heller und vermittelt einen ‚Hauch von Herbst‘. Typisch ist, dass man im heller werdenden Blatt noch grüne Adern sieht.
Ist die Pflanze erst einmal geschwächt oder gestresst, ist sie viel anfälliger für Schädlinge. Wie bspw. den echten und falschen Mehltau (Peronospora) etc.
Der Wespenfraß ist so eine Sache. Ich habe ausschliesslich Piwi gepflanzt (pilzwiderstandsfähige Rebsorten) und hier u.a. ‚Solaris‘. Solaris scheint wie dope auf Wespen zu wirken. Verständlich, sind Solaris-Beeren wunderbar süß und aromatisch. Im ‚Regelweinbau‘ wird Solaris meines Wissens nach nahezu nicht gepflanzt, hier haben sich Sorten wie Sauvignac und Souvignier Gris eher etabliert. Komplett verständlich: mit Zuckerproduktion in Beeren haben wir gefühlt seit 20 Jahren kein Problem mer, eher umgekehrt…
Als Experiment habe ich nun erstmalig Urgesteinsmehl gespritzt. Manch ein Hobbygärtner kennt Urgesteinsmehl als wunderbaren Dünger und Bodenverbesserer. Als mikrofeines Pulver lässt es sich jedoch auch problemlos spritzen. Ich habe eine 5%-Lösung angesetzt. Dann etwas Laubarbeit gemacht und die Trauben freigestellt, damit die Spritzbrühe auch in die ‚letzte Ritze‘ dringt. Die mehlig-rauhe Oberfläche soll für Insekten wie Wespe & Kirschessigfliege ein ’not nice to be place sein‘. Das enthaltene Magnesium plus weitere Mineralien sollen die Pflanze stärken und die Chlorose eindämmen. Zudem ist sogar Schwefel enthalten, was gut gegen Peronospora wirkt. Wie erwähnt: ich bin Lernender auf dieser Reise. Mal schauen, was draus wird…
Ach ja: natürlich ist auch Urgesteinsmehl ‚Chemie‘. Jedoch ist es kein synthetisch hergestelltes Spritzmittel und für den Bio-Landbau zugelassen. Zudem hinterlässt es weder in Boden noch in Pflanzen irgendwelche schädlichen Rückstände. Der ph-Wert liegt bei 8,5, ist also leicht basisch und ungefähr mit Meerwasser vergleichbar.
Beim nächsten Regen wird das Mehl von Blatt und Frucht abgespült und landet als Dünger im Boden. Auch wenn es egoistisch klingt: ich hoffe sehr, dass es gerne noch 1 Woche bis zu Niederschlägen dauert ;-)






