Sauternes – der Nektar aus der Region Bordeaux

Bekannt ist die Region Bordeaux primär für ihre Rotweine. Cabernet Sauvignon, Merlot und Cabernet Franc finden hier als rote Rebsorten ideale klimatische und geologische Bedingungen. Über Jahrmillionen hat die Garonne aus den Pyrenäen nicht nur Wasser, sondern auch massig Geröll und Sedimente transportiert und so für recht kalkhaltige Böden gesorgt. Ortschaften wie Margaux, Fronsac, Saint Emillion, Paulliac usw. lassen die Herzen der Rotwein-Freaks beben. Bordeaux hat aber noch ein Ass im Ärmel – und dieses Ass spielt seine Trümpfe meistens dann aus, wenn’s für die Roten im Bordeaux häufig nicht so ideal läuft. Die Rede ist vom Süßwein Sauternes. Das Gebiet befindet sich links der Garonne und wird klimatisch vom Atlantik beeinflusst: häufig herrscht hier im Spätsommer/ Herbst Nebel und Feuchtigkeit, die von Sonne, Wärme und Trockenheit abgelöst wird. Ideale Bedingungen für einen Pilz mit Namen ‚boytritis cinerea‘, häufig auch nur ‚Botrytis‘ genannt. Diese Grauschimmelfäule erzeugt Löcher in der Beerenhaut, Wasser tritt aus und Komponenten wie Zucker und Säure konzentrieren sich. Willkommen ist diese ‚Edelfäule‘ jedoch erst dann, wenn die Beeren nahezu reif sind. Daher müssen auf feuchte Abschnitte auch wieder Sonne und Wärme folgen, zieht sich die Lese doch in der Regel von September bis in den November hinein. In Deutschland machen wir uns die Edelfäule häufig an der Mosel zu nutze und bringen so den Riesling in die Kategorien Auslese, Beerenauslese, Trockenbeerenauslese. Während an der Mosel exklusiv der Riesling der Chef im Ring ist, sind im Sauternes andere Rebsorte enthalten. Dominierend ist hier die weisse Rebsorte Semillion, gefolgt von Sauvignon Blanc und manchmal auch noch Muscadelle. Semillion ist in der Regel mit einem Prozentsatz von 60-80% immer die prägende Rebsorte. Nicht nur aufgrund der verschiedenen Traubensorten ist ein Sauternes eine Cuvée, also ein Verschnitt: nicht selten finden 10 oder mehr Lesegänge statt, die dann auch wieder separat vinifiziert werden. Während wir in Deutschland bei edelsüßen Weinen i.d.R. komplett auf einen Holzausbau verzichten (bzw. allenfalls alte Fuderfässer verwenden), legen de Franzosen Wert auf einen vollständigen Ausbau im Barrique, häufig neues Holz oder nur geringfügig benutzt. 15-24 Monate Dauer sind hier keine Seltenheit und sorgen für eine Anreicherung mit Gerbstoffen des Holzes sowie eine Mikrobelüftung durch die Poren des Holzes.
Gute Sauternes sind nahezu zeitlos, soll heissen: sie sind gemacht für die Ewigkeit. Natürlich verändert sich das Geschmacksbild im Laufe der Jahre, jedoch sorgt der enthaltene Restzucker (häufig über 150g/ Liter) für konservierende Wirkung. Wie stark die Konzentration in den Beeren ist, kann man an den Hektarerträgen erahnen. Häufig werden keine 2000 Liter je Hektar gelesen; für ’normale‘ Weissweine wären Mengen von 70-100 Hektoliter vertretbar. Allen aus  dieser Warte (ohne Berücksichtigung der vielen Lesegänge plus des jahrelangen Ausbaues) lässt sich erahnen dass eine Flasche Sauternes mindesten das 3-5 fache eine ’normalen‘ Flasche Wein kosten muss.
Wir hatten das große Glück noch 3 Sauternes der höchsten Kategorie ‚Premier Cru Classée aus dem Jahrhundertjahrgag 2007 erwerben zu können. Für die Roten war’s in 2007 bestenfalls bescheiden, Sauternes hingegen lief zu einer in der Presse viel beachteten Höchstform auf.

 

Chateau Guirard (750ml): ungewöhnlich hoher Anteil von Sauvignon Blanc (35%), der die Semillion-Traube flankiert. Traditionell immer in neuen Barrique-Fässern vinifiziert. 94 Parker Punkte.
Unser Endverbraucherpreis: € 59,00

Chateau Coutet (750ml): 75% Semillion, 20% Sauvignon Blanc und der Rest Muscadelle. 18 Monate in Barriques (neu/ mehrjährig). Der war Parker auch 94 Punkte wert.
Unser Endverbraucherpreis: € 59,00

Chateau Rieussec (750ml): 75% Semillion, 25% Sauvignon. Das Weingut der Familie Rothschild (Lafite Rothschild) grenzt direkt an das berühmte Chateau d’Yquem, deren Sauternes nahezu unbezahlbar sind (eine 375ml Flasche liegt aktuell bei ca. € 500!). Parker war auch dieser 2007er Rieussec 94 Punkte wert, Falstaff hat bei einer Nachverkostung 2015 die eigenen Punkte von 94 auf 95 erhöht.
Unser Endverbraucherpreis: € 69,00

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