Riesling at its best: 2019

Forster Rieslinge ‚Burg Layer Schlossberg‘ und ‚Burg Layer Hölle‘

All‘ Jene, die eine sorgsam kultivierte Riesling-Phobie (zuviel Säure!) haben, lesen bitte ab hier nicht merhr weiter. Jene die jedoch Riesling für so ziemlich das Größte halten, was aus einer weisen Traube werden kann, bleiben bitte weiter am Ball.

Der Riesling des Jahres 2019

„Wer den Jahrgang 2019 nicht gut findet, der ist nicht ganz dicht“, findet übrigens der vielen von Ihnen bekannte britische Exzentriker und Weinkritiker Stuart Pigott, mein Vorgänger im Amt des F.A.S.-Weinkolumnisten. Er lässt grüßen und mich ausrichten: „Der 2019er ist ein unvergleichlicher Jahrgang und für Weißwein der beste, den ich jemals in Deutschland verkostet habe. Die Weine hauen nicht auf den Tisch, sondern sind … die reine Freude!“ (Stephen Reinhardt, FAZ vom 31.08.2020)

Stuart Pigott hat nicht komplett Unrecht. Anders als der warme und überaus zugängliche 2020er Jahrgang, war der 2019er eher ‚klassisch‘. Feine Säure, nicht sehr expressiv, sehr dezent. Ein Wein der Reife braucht, um genau die Komplexität und Eleganz zu zeigen, die Riesling so unverwechselbar einzigartig macht. Während große Chardonnay nahezu immer das Holzfass, idealerweise das Barrique benötigen, will der Riesling überhaupt kein kleines Holzfass. Was er will ist: Ruhe & Zeit. Zeit um sich abzurunden, sich zu finden, die feinen Reifetönen mit der Frucht und der Würze zu vermählen.

Grosse Gewächse

Die sog. Grossen Gewächse, vergleichbar den Grand Crù aus Frankreich, sind das Flaggschiff der VDP-Weingüter (Verband der Prädikatsweinsgüter). Diese Weine sind insbesondere das Flaggschiff im Export und somit unser deutsches Aushängeschild. Limitierte Menge, Preise um die € 30-50 je Flasche, dreistellige Europreise sind auch nicht unüblich. Doch nicht nur die VDP-Weingüter sind im Besitz von Grand Crù Lagen – auch ganz ’normale Winzer‘ besitzen hier Parzellen und Rebstöcke und machen mitnichten eine schlechtere Arbeit. Sie sind halt nicht als ‚Grosses Gewächs‘ klassifiziert, da sie nicht im illustren Kreis der VDP-Weingüter sind. Dafür spielen diese Weine häufig auch in einer deutlich günstigeren Preisliga… Den ‚Großen Gewächsen‘ als Spitze unserer Qualitätspyramide im deutschen Weinbau steht nachgeordnet die ‚Erste Lage‘. Ich bin ehrlich: ich kann einen Unterschied zwischen ‚GG und ‚Erster Lage‘ nicht herausschmecken. Nicht selten gehen geografisch benachbarte ‚GG‘- und ‚Erste Lagen‘ so ineinander über, dass man es als Laie überhaupt nicht merkt…

Hölle versus Schlossberg

Bei den großen Weinen des Jahrgangs schlägt das jeweilige Terroir voll durch und hat mit die feinsten trockenen Rieslinge der Moderne hervorgebracht. Allerdings musste das Terroir zum Witterungsverlauf des Jahrgangs passen, und auch ohne Weinbaukunst ist noch nie ein großer Wein gewachsen. (Stephen Reinhardt, FAZ)

Die Familie Forster hat ihr Weingut in Rümmelsheim an der Nahe. Nur die Hofeinfahrt trennt sie vom Ort ‚Burg Layen‘. Wer die ‚Burg Layer Strasse‘ entlang fährt, passiert zunächst die VDP-Weingüter Joh. Bap. Schäfer und das Schlossgut Diel. Und nach 300m ist man plötzlich in Rümmelsheim, ohne das man es merkt. Hinter der Forsterschen Kelterhalle beginnt direkt der ‚Burg Layer Schlossberg‘, nordwestlich davon die ‚Burg Layer Hölle‘. Interessanterweise liegen diese beiden ‚Erste Lagen‘ de facto fast auschliesslich im Rümmelsheimer Ortsgebiet, tragen aber den Zusatz ‚Burg Layer‘. Rümmelsheim verfügt nur mit dem ‚Steinköpfchen‘ über eine ‚Erste Lage‘. Die Verwirrung wird noch komplettiert durch die ‚Großen Lagen‘ aus Dorsheim. Diese liegen eigentlich nicht im westlich der A61 gelegen Dorsheim sondern schließen östlich der A61 direkt an den ‚Burg Layer Schlossberg‘ an. Kompliziert? Mega kompliziert – selbst ich vertue mich nach Jahren immer noch mit der exakten Zuordnung…

Quelle: VDP
Jetzt aber ab in die ‚Hölle‘!

Die erste Lage ‚Burg Layer Hölle liegt etwas höher als der Schlossberg und profitiert von der guten Ventilation und der Kühle des Hunsrück, die die Süd-Südwestausrichtung gut abpuffert. Extrem verwitterterter Grauschiefer mit starkem Lehmanteil und Quarzit prägen den Boden. Im direkten Vergleich zum Schlossberg immer der etwas schlankere Alkohol. Wein mit feiner Würze, mineralischer Note und großer Eleganz. Beim aktuellen 2019er würde man sensorisch nie auf ’nur‘ 11,5% Alc. Vol. kommen, ist doch dieser Wein voll, dicht und mit wunderbarer Länge ausgestattet.
Der ‚Schlossberg‘ hingegen erstreckt sich direkt hinter dem Ort Rümmelsheim und ist de facto in weiten Bereichen echt ‚ein steiler Geselle‘. Oben auf der Kuppe wird es mit 5% noch recht human, die steilsten Abschnitte bieten satte 40% Neigung!
Während die ‚Hölle‘ mit (verwittertem) Grauen Schiefer glänzt, ist der Schlossberg eher durch den eisenhaltigen Roten Schiefer geprägt. Und Roter Schiefer sorgt immer für Duft und Frucht im Riesling! Somit ist der Forster ‚Schlossberg‘ der deutlich deutlichere Riesling – was aber nicht bedeutet, dass er der ‚bessere‘ Riesling ist. Beide Weine zeigen so wunderbar herrlich, wie sich Riesling durch die Bodenstruktur beeinflussen lässt. Ich glaube, keine andere Rebsorte auf dieser Welt ist so hyper-sensibel, was die Bodenstruktur angeht. Sie ‚petzt‘ lauthals nach aussen, wo sie gestanden hat. Toll!

Schlanker Fuss in 2019: Die Weine glänzen mit wunderbar dezenten Alkoholgraden!

Ich sehe es schon kommen: Sie fragen mich, welchen Riesling soll ich denn jetzt nehmen. Ich kann nur sagen: Beide! Nehmen Sie Beide, trinken Sie diese ruhig verteilt über 7-10 Tage. Die Weine werden Ihnen in wunderbarer Art und Weise sämtliche Facetten des Rieslings zeigen. Sie können die Rieslinge aber auch sofort komplett ‚pötten‘. Als 2019er beginnt jetzt eine wunderschöne Trinkphase. Und wenn Ihnen die Weine gefallen: kaufen Sie sich von jedem dieser Rieslinge einen Sechser! Diese 2019er sind Langsteckenläufer und werden auch in 5 oder 10 Jahren noch für glänzende Augen sorgen!

Aktion: solange der Vorrat reicht statt € 18,90/ Flasche nur € 15,90/ Flasche. Bedingung: Sie müssen BEIDE Lagenweine nehmen!

Übrigens: an der Nahe gibt es für das ‚Grosse Gewächs‘ und die ‚Erste Lage‘ nur eine zugelassene Rebsorte: den Riesling!

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