Sicherlich eine der ungewöhnlichsten Sorten im an Vielfalt nicht gerade armen Rebsortenspektrum Italiens ist die Sorte ‚Frappato‘. Sie wird ausschliesslich in Sizilien und hier regional begrenzt im Südosten in den Provinzen Siracusa, Ragusa und Trapani angebaut. Man schätzt den Anbau auf insgesamt nur noch 1000 Hektar. Während in der vergleichbar großen Anbauzone ‚Etna‘ ein internationaler Hype um die Weine entstanden ist, schlummern die Weine aus Syrakus eher ein Dornröschchenschlaf…
Allenfalls Insidern ist bspw. der DOCG Wein ‚Cerasuolo di Vittoria‘ in-und-um Vittoria (Ragusa) bekannt. In diesem Wein ist zwingend ein Anteil von 30-50% Frapatto vorgeschrieben (der restliche Anteil ist obligatorisch Nero d’Avola). Und wer in diesem Rotwein schon einmal irritiert-fasziniert eine gelbfruchtige Note nach Nektarine oder Pfirsich entdeckt hat, der ist der Frappato schon ganz dicht auf der Spur ;-)
Was macht diese Rebsorte so einzigartig?
Zunächst einmal macht sie den Winzern Kopfzerbrechen: als Rebsorte ist sie sowohl sehr spätreifend, wie auch ‚dünnhäutig‘. Soll heissen: die Beerenschale ist extrem dünn und aufgrund der langen Reifeperiode anfällig für Fäulnis. Dünne Beerenschalen bedeuten aber in der Regel auch: weniger Gerbstoff und weniger Farbpigmente. So ist denn auch das herausragende Charakteristikum dieser Rebsorte diese feine Fruchtigkeit und das hohe Maß an Eleganz:
aufgrund der geringen Farbstoffe sehen Frappato-Weine eher ‚leicht‘ aus, ein Schicksal, was sie bspw. mit dem Pinot Noir oder auch dem Nebbiolo teilen müssen. Aber gehören nicht auch diese Rebsorten zu den subtilsten und charakterstärksten Sorten überhaupt?
Somit muss der Frappato erst mal die ‚optische Hürde‘ der blassen Farbe überwinden, um dann in Nase und Mund mit Noten von Himbeere, Erdbeere und eben diesen ‚gelbfleischigen Noten‘ nach Nekatrine zu begeistern. Im Mund dann frische Säure, die Länge und Struktur verleiht. Hinzu ein Taninn was vorhanden ist, aber niemals gebändigt werden muss. Aus diesem Grunde eignet sich die Rebsorte perfekt für den fruchtbetonten Ausbau in Edelstahlttanks!
Variante 1 ‚reinsortig‘: ‚Bell Assai‘ Frappato di Vittoria DOC 2018
Das Weingut ‚Donnafugata‘ (‚Frau auf der Flucht‘) der Familie Rallo gehört sicherlich zu den Vorzeigebetrieben auf Sizilien. Mit etwas über 400 Hektar sicherlich kein kleiner Betrieb, aber mit einem vorzüglichem Portfolio auf konstant hohem Qualitätsniveau. Insbesondere die auschliesslich (unverfälscht) im Edelstahltank ausgebauten Weine ‚Sherazade‘ (Nero d’Avola) und ‚Bell‘ Assai‘ (Frappato) setzen in puncto Authentizität benchmarks in Sizilien.
Der ‚Bell’Assai‘ von mittlerem Kirschrot, Noten von Veilchen, Blumenwiese, herzhaft frische Himbeere. Dazu Pfirisch, frisch und auf den Punkt elegant. Ich empfehle diesen Wein bei ca. 14° Cel. leicht gekühlt zu trinken. So schmeckt Frappato – und so muss Frappato schmecken!
(Preis: € 15,90 | 750 ml Flasche)
Variante 2 ‚Cuvée‘: ‚U‘ Passimento Sicilia Rosso DOC 2020
Aus der Provinz Trapani kommt diese rote Cuvée aus 70% Nero d’Avola und 30% Frappato. Von der Rebzusammensetzung würde dies für die DOCG Cerasuolo di Vittoria passen, jedoch legt das Weingut der Gebrüder Biscardo ausserhalb der DOCG-Anbauzone. Somit ist dieser Wein ’nur‘ eine DOC Sicilia Rosso. Von der Frabstruktur und der Fleischigkeit her sind wir hier doch mehr auf der klassischen Rotweinschiene. Der Anteil Nero d’Avola wird zudem noch ein wenig ‚getuned‘: am Rebstock wird die Fruchtrute gekappt, die Trauben trocknen am Stock für ca. 10-14 Tage leicht an. Dies sorgt aufgrund des Wasserverlustes im Fruchtsaft für eine Konzentration an Farbe, Aroma und Gerbstoffen. Kräftige, dunkle Farbe durch den Nero d’Avola (‚die Schwarze as Avola‘), Aromen von Schwarzkirschmarmelade, pflaumig, rosinig- süssliche Töne. Weiches Tannin, fruchtig & saftig. Sehr geschmeidig und elegant. Säure des Frappato trägt das Fruchtgerüst wunderbar in die Länge. Gerne auch leicht gekühlt bei 16° Cel. trinken!
(Preis: € 8,90 | 750 ml Flasche)