Es sind -wie so häufig- die Zufälle, die für Überraschungen im (Wein-) Leben sorgen. Anlässlich der Prowein auf der Suche nach einem Weingut aus Baden, landet man plötzlich zufällig an der Nahe. Nicht weil ich geographisch verpeilt wäre, sondern schlichtweg weil es sich aufgrund der Laufwege rein zufällig ergab. Und weil ‚Zufall‘ nun mal nicht ‚Absicht‘ oder ‚Plan‘ bedeutet, konnte ich ohne jegliche Ambitionen so objektiv und neutral wie möglich probieren.
Nein, „Forster aus Rümmelsheim“ stand definitiv nicht auf der ‚to-do-Liste‘ für die Prowein. Wieso auch? Die Weinregion Nahe am südlichen Ende des Hunsrücks ist eher ein Gebiet, wo man gefühlt -fast schon gedankenlos- auf der A61 durchrauscht: Rheinhessen und die Pfalz mit ihrem ‚Sex-Appeal‘ locken in schnellen 10-60 Autominuten. Da fällt so eine Region wie die Nahe schon mal durch’s Raster der Wahrnehmung. Ob dies arrogant, menschlich, oberflächlich oder was auch immer ist … geschenkt! Eines ist jedoch klar: es ist ein großer Fehler! Nirgendwo sonst in Deutschland gibt es auf engstem Raum eine derartige Vielfalt an Klima und Geologie! Es vereinen sich sowohl Einflüsse von Mosel (Rotschiefer), Mittelrhein (Grauschiefer), Rheingau (Quarzit), Rheinhessen (Lössboden) wie auch der Pfalz (Muschelkalk) auf wenigen Kilometern. Und diese Millionen Jahre alte Laune der Natur prägt die Weine in einer Vielfalt, dass es wahrlich schwer fällt, wenn nicht sogar unmöglich ist, von ‚DEM Nahe-Wein‘ zu sprechen. Vielleicht macht diese Vielfalt uns ‚Trinker‘ auch so unsicher im Umgang mit der Nahe. Sehr viele Stilistiken, sehr viele Informationen – die müssen erst einmal verarbeitet werden.
Bei dieser ‚Verarbeitung‘ hilft uns in wunderbar entspannender Art & Weise das Weingut Forster unweit der Burg Layen. Georg und Margit Forster waren vor 25 Jahren ‚Öko-Pioniere‘ im Ort. Der geneigte Leser möge sich bitte vor Augen halten, dass vor 25 Jahren eine derartige Entscheidung nicht unbedingt ’sexy‘ war, in einer Zeit wo man despektierlich von den ‚Ökos‘ redete und Bio eben noch nicht in der Mitte der Gesellschaft angekommen war. Das Ehepaar Forster ist den Weg behaarlich gegangen, Georg Forster gilt in der Szene fast schon als der ‚Boden-Pabst‘, ist er doch stets auf Veranstaltungen im In- und Ausland unterwegs, um das Thema ‚Gesundheit der Böden‘ weiter zu perfektionieren. Sohn Johannes kann mit seiner visionären Denkkraft im Weinkeller nun die Früchte der Bio-Arbeit ernten. Die Traubenqualität ist selbst in schwierigen Jahren so exzellent, dass Johannes im Keller viele ‚Experimente‘ wagen kein. Ein Chardonnay ‚Reserve‘ oder ein Frühburgunder ‚Johannisberg‘, der den Ausbau im 500l Tonneaux mit einer Frische und salzigen Würze kontert, dass es eine wahre Freude ist!
Johannes arbeitet häufig mit verlängerten Maischestandzeiten und langem Lager auf der Feinhefe. Das ergibt recht farbstabile Weine mit einem sehr schmelzig-milden Eindruck im Mund. Die Rieslinge (natürlich ist Riesling an der Nahe DAS Thema) spielen von den fruchtigen Basis-Rieslingen über die ‚Erdenweine‘ (Kies versus Schiefer) bis hin zur Einzellage ‚Schlossberg‘ oder gar der edelsüßen Auslese nahezu jede Tonart!
Das Marketing und das Erscheinungsbild der ‚Marke‘ Forster ist zudem erfreulich modern und designorientiert. Wer jetzt denkt ‚Bio plus Design – jetzt wird es aber teuer!‘ Fehlanzeige: auf diesem Qualitätsniveau sind die Weine geradezu ein Schnapper. Ein Weissburgunder mit genauso viel Sortentypizät wie Schmelz & Raffinesse für deutlich unter 10 Euro – wo gibt es dann denn noch?
Wer aus diesen Zeilen heraushören möchte, dass ich gerade ganz viel Spass mit der Nahe und dem Weingut Forster habe – gerne, ich werde nicht widersprechen :-)