Piemont: Reverdito – It’s Barolo time

Er gilt als ‚Wein der Könige‘ und ‚König der Wein‘. Damit schliessen wir das Geschichtliche einfach mal an dieser Stelle ab…
Aber was ist Barolo wirklich? Barolo ist ein Mythos. Der Mythos ein großer Wein zu sein. Der Mythos spröde und unnahbar zu sein. Der Mythos teuer zu sein. Der Mythos ein perfekter Wein zu Trüffel zu sein. Möglicherweise stimmt alles.
Zunächst einmal ist sicherlich die Rebsorte für den ‚Mythos‘ verantwortlich. ‚Nebbiolo‘ heisst sie und wächst nahezu ausschliesslich im norditalienischen Piemont. Die Rebsorte treibt früh aus und macht sie somit für Spätfröste anfällig. Zugleich ist sie spätreifend, was dann manchmal mit den Kapriolen des Herbstwetters in einer Bergregion nicht immer gut zu vereinbaren ist. Sie verfügt zudem über mächtige Bitterstoffe/ Phenole die wirklich ausreifen müssen, sonst wird das nix mit der Freundschaft im Glas…
Somit dürfte der Ausdruck ‚kapriziöse Diva‘ recht treffend sein. Ist die Diva hingegen bestens gelaunt, gehören Nebbiolo-Weine zu den schönsten Trink-Erlebnissen, die man sich gönnen kann (und sollte!). Für mich persönlich rangiert ein perfekter Nebbiolo auch deutlich vor einem Pinot Noir (die Burgunder mögen es mir nachsehen…) weil er irgendwie seltener & spezieller ist. Während Pinot Noir fast überall auf der Welt angebaut werden kann, hat die ‚Diva‘ ihre heimischen Kalkmergel-Böden nahezu nicht verlassen können: zu speziell, zu kapriziös sind ihre Standortbedingungen.
Nun verfügen wir über das große Glück, dass aufgrund der klimatischen Bedingungen der letzten Jahren auch Weinbergslagen, die nie so im Fokus standen, tolle Ergebnisse liefern. Mehr noch: sie bescheren uns Weine mit einer schönen, unterstützenden Fruchtkomponente, die perfekt die Gerbstoffe tragen. So ist auch dieser 2015er Barolo von Michele Reverdito der perfekte Einstieg in die Welt des Barolo. Die Gärung in Edelstahltanks sorgt dafür, dass die Fruchtkomponenten nach Brombeere und Schwarzkirsche klar und präzise rüberkommen. Die Gerbstoffe sind da, aber komplett gutmütig. Typische Säure, die den Wein trägt, aber niemals ’säuerlich‘ macht. Ein Barolo, der ‚einfach zu verstehen‘ ist, aber niemals profan. Modern, aber nicht anbiedernd. Blitzsauber, aber nicht austauschbar.

Wer sich an kühlen Wintertagen einer ‚freundlichen, bestens gelaunten Diva‘ nähern möchte, einen Einstieg in den ‚Mythos Barolo‘ wagen möchte, der ist bei diesem Wein besten aufgehoben.

Für € 25,00 die Flasche eine Bank – klarer Kauftipp!

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