Prowein 2018, Teil 2: wo Licht, da auch Schatten!

Augen zu, Mund auf – und durch!

 

 

Zur Optimierung der Besucher-Ströme gibt es seit Jahren diverse Verkostungszonen. In der großen ‚Meininger‘ Zone kann man nicht weniger als die komplette Weinwelt von Ost nach West und Süd nach Nord im Schnelldurchlauf absolvieren. Hier werden Trends präsentiert, oder auch Nicht-Trends…
Für mich absolut erschreckend, was die deutschen Importeure dort zum Thema ‚Italien‘ eingereicht hatten. Würde ich als Novize erstmalig in Kontakt mit dem Weinland Italien treten, wäre ich geschockt: Italien, eines der Länder mit der größten Rebvielfalt und den unterschiedlichsten Klimazonen, reduziert auf fette, halbtrockene Rotweine? Porca miseria, e un desastro! Und Nein!, liebe Importeure, redet euch bitte nicht raus ‚das will der Kunde so‘ – der Kunde nimmt das, was ihr ihm präsentiert und als das 7. önologische Weltwunder präsentiert.
Zum Glück habe ich aber in den Hallen 15 und 16 noch (per Zufall!) ein wehrhaftes Häufchen kleiner Produzenten gefunden, die mich mit ihren authentischen Weinen zärtlich in den Arm genommen haben! Das sind zwar Weine, die durch die Bank +/- 10 Euro im Endverbraucherpreis kosten, aber sie waren definitiv ihren Preis wert! Wir in Deutschland zücken doch auch für eine (gute) Riesling Spätlese 12 Euro, für ein Großes Gewächs 17-20 Euro … und nur weil der Italiener oder Spanier nicht über derartige ‚Prädikatsbezeichnungen‘ verfügt, soll er mit 5 Euro Bitteschön zufrieden sein? Nein, sorry, das funktioniert so nicht.

Neue oder alte Welt Weine?

Als ungemein spannend empfinde ich immer wieder, Weine aus mir unbekannten Anbauländern zu probieren. Vor Jahren hatte mich mal ein Gewürztraminer aus Brasilien komplett aus der Bahn geworfen: elegant, perfekt balanciert, ein Traum. Seit ungefähr 10 Jahren probiere ich auch immer wieder neugierig Weine aus ’neuen‘ Ländern im Osten. Aber Moment: ist bspw. Georgien ein ’neues‘ oder ‚altes‘ Land auf der Weinkarte? Gefühlt im Konsum natürlich ’neu‘, aber wenn man bedenkt, dass die Wiege des Weinbaus vor ca. 10000 Jahren im Kaukasus lag, dann müssen wir eher von einer alten Weinbauregion sprechen. Waren die Weine früher eher noch sehr fehlerbehaftet, hatte ich in diesem Jahr Rotweine aus Moldawien und Georgien im Glas, die mit zu den besten Weinen in der kompletten Tasting-Zone zählten! Ungemein geschliffen, trotzdem authentisch, perfekter Holzeinsatz, dicht gewoben, eine perfekte Balance zwischen Tradition und Moderne. Und Israel, Israel hat mich auch richtig überrascht! Fazit: die Weinwelt stellt sich immer breiter auf, (noch) unbekannte Regionen könnten bald das Salz in der Suppe sein!

Fortsetzung folgt…

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