Als wenn das Leben nicht schon voll von schweren Entscheidungen wäre…
Jetzt müssen wir uns auch noch zwischen Topp-Weinen aus den renommiertesten Regionen Italiens entscheiden!
Aus der Toskana zwei absolute Klassiker:
Aus dem Chianti Classico Gebiet ein reinsortiger Sangiovese, hier als 2014er ‚Riserva‘ vom Weingut Castello di Querceto. Die Wurzeln der Adelsfamilie Francois reichen weit zurück bis mindestens in das 14. Jahrhundert. Die aktuell 60 Hektar Rebfläche wurden vornehmlich in den Jahren 1975-1985, rund um das Castello in der Gemeinde Greve in Chianti, gepflanzt.
Als historischer Betrieb im Chianti Classico fühlt man sich eher den Traditionen verpflichtet. So ist auch diese 2014er Riserva kein modischer Schnick-Schnack, sonder ein traditioneller Blend aus Sangiovese (90%) plus den historischen Sorten wie Canaiolo, Colorino, Mammolo und Ciliegiolo. Ausgebaut in Eichenfässern unterschiedlicher Gebindegröße. Typische Noten von Schwarzkirsche, straff, gute Sauerkirsche, solide Tanninstruktur. Herrlicher, typischer ‚Classico‘, der als Riserva keine 20 Euro kostet.
Weiter geht es südwestlich Richtung Montalcino. Das Weingut ‚La Gerla‘ der Familie Rossi gilt ebenfalls als eher traditioneller Interpret in der Appellation. Sergio Rossi war bis zu seinem Tod im Jahre 2011 unermüdlicher Motor und Promotor für Gebiet des Brunello. Heute ist es in puncto Publicity etwas ruhiger um das Weingut geworden, die Weine sind aber nach-wie-vor fast schon ein Muss für jeden Liebhaber traditioneller Brunello.
Das Weingut hat Weinberge in zwei komplett unterschiedlichen Anbauzonen in Montalcino. Nördlich des Ortszentrum in der Gemarkung Canalicchio steht der Sangiovese in einer eher etwas kühleren Zone, welche Eleganz und Finesse verleiht.
Ganz anders sind jedoch die klimatischen Verhältnisse im Süden rund um die Kapelle Sant‘ Antimo. Deutlich wärmer, jedoch weht auch hier stets ein Wind, der aus der Maremma vom Meer heraufzieht.
Ausgebaut wird der Brunello mindesten 24 Monate in Holz, so wie es im Disziplinar des Brunello DOCG vorgeschrieben ist. Um hier keinen zu dominanten Holzeinfluss zu provozieren, verwendet das Team um Önologe Vittorio Fiore Holzfässer verschiedener Volumina. Das Jahr 2015 war ein ‚Hammer-Jahr‘ in Montalcino; Robert Parker zückt enthusiastisch 95/100 Punkte für diesen muskulös-strammen Wein, der mit seinen balsamisch-kräuterigen Noten nach Thymian, Oliventapenade und lakritzigem Süßholz überzeugt. Entweder jetzt mit ordentlich Belüftung trinken, oder 20-30 Jahre weglegen. Oder beides ;-) Preis: die Preise für Brunello galoppieren zwar seit Jahren mit hechelnder Zunge, jedoch gehört ‚La Gerla‘ in dem Qualitätsniveau fast schon zu den günstigeren Anbietern. Im Gegenteil: dieser Jahrgang wird m.E. garantiert NICHT an Wert verlieren.
Piemont: Haselnüsse und Wein
Wir verlassen die Toskana und fahren ins Piemont, genauer gesagt in die ‚Langhe‘. Die Landschaft der Langhe gehört seit 2014 zum UNESCO Weltkulturerbe. In der ‚Alta Langha‘ werden die berühmten Haselnüsse für einen bekannten Hersteller eines Nuss-Nougat-Aufstrich produziert. Für uns Weinliebhaber ist aber die ‚Bassa Langha‘, die untere Langhe mit ihren Produktionszonen Barolo, Barbaresco, Langhe und Roero ungleich interessanter…
Beginnen wir mit einem ‚einfachen‘ Nebbiolo aus der Provinz Asti. Asti ist eigentlich Hochburg der Rebsorte Barbera, der Nebbiolo hat es hier klimatisch etwas schwerer und kommt qualitativ nicht an die großen Geschwister aus Barolo oder Barbaresco heran. Das soll aber mitnichten heissen, dass diese Nebbiolo schlecht oder minderwertig sind. Im Gegenteil: sie sind hier weniger stark im Tannin, die Fruchtkomponente ist deutlich höher. Man könnte auch sagen: so ein Nebbiolo wie der ‚Costamola‘ ist ein guter, mit etwas über 10 Euro preisgünstiger Einstieg in die große Welt dieser Charakterweine aus dem Piemont.
Deutlich wuchtiger wird es dann aber bereits mit dem Barolo von Reverdito. Das Weingut aus La Morra beteiligt sich wie weitere 70 Weingüter des Piemontes in der Initiative ‚Green Experience‘ für nachhaltigen Landbau. Neben 5 ‚Crù‘-Lagen vinifizieren die Geschwister Reverdito auch einen Basis-Barolo. Hier finden all‘ die Fässer Gebrauch, die nicht explizit für die Crù verwendet werden. Möglicherweise ist diese ‚Annata‘ dann nicht so lange lagerfähig, möglicherweise ist aber dieser Weine der typischere, leckerere, zugänglichere Vertreter. Wie so oft wenn’s um Wein geht: es ist ist sehr viel Hoffen & Gaube mit am Start.
Es spricht aber rein gar nichts dagegen, diesen Barolo jetzt-hier-und-heute zu trinken. Gerne karaffiert & belüftet. Warum also 30-40 Euro für einen ‚Crù‘ ausgeben, wenn man hier bereits für € 22,50 je Flasche ganz, ganz viel Piemont im Glas hat?
Etwas ‚abgedrehter‘ wird es, wenn wir uns den Weisswein der Geschwister Reverdito anschauen: Hand auf’s Herz, wer hat schon mal etwas von einer weissen Rebsorte namens ‚Nascetta‚ gehört? Gerade einmal nur noch 20 Hektar sind in der Langhe mit dieser alten Rebsorte bestockt. Da sie eher heikel im Anbau ist, mal gut trägt, dann mal wieder fast gar nicht trägt, wurde diese Rebsorte massenweise ausgepflanzt und bspw. durch ‚höherwertige Rebsorten‘ wie Nebbiolo oder Barbera ersetzt. Zwar ist das Aroma der ‚Nascetta‘ eher blumig-floral-fruchtig, jedoch ist diese Sorte weder mit einem Moscato noch mit einem Vermentino genetisch vewandt, wie Untersuchungen ergeben haben.
So haben wir nun eine wirkliche Seltenheit aus dem Piemont, saftig und straff zugleich, geprägt von den mineralischen Böden seiner Heimat, frisch und zugleich mit gutem Reifepotential. Unbedingt probieren! (€ 12,90/ 750ml)
Lust auf eine Entdeckungsreise?
Alle 5 hier vorgestellten Weine im Paket? Warum nicht, das ist garantiert eine Entdeckungsreise mit Genuss am oberen Ende der Skala!
Preis für alle 5 Flaschen: machen wir glatt ‚100‘ brutto ab Lager Hennef (Versand + € 7,90)